Staatstheater Wiesbaden: Humperdincks „Hänsel und Gretel“


Gestern war ich zum ersten Mal seit Jahren wieder im Staatstheater – mit dabei: meine Frau, deren Schwester + Schwager, sowie meine Mutter.

Wir waren etwas besorgt, ob sich auch das Staatstheater an den allgemeinen Trend angepasst hat, alles "modern" inszenieren zu müssen, um einen Raum zu schaffen, in dem sich die Truppe selbst verwirklichen kann. Da die "schönen" Möglichkeiten, ein Stück zu inszenieren meist schon ausgeschöpft sind, werden "moderne" Stücke dann oft eher grotesk bis anstößig – auf etwas anderes reagieren Kritiker wahrscheinlich gar nicht mehr.

Gerüchten zufolge (die ich allerdings noch überprüfen muss) ist das zumindest beim Ballett der Fall. Aber Hänsel und Gretel ist ja zum Glück eine Oper – anderes Ressort.

Natürlich wurde auch hier mit der Zeit ein wenig verändert (wäre ja auch langweilig): Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass vor 12-15 Jahren in der Abschlussszene eine Lebkuchenhexe aus dem Ofen gefischt wurde, statt dem (leicht gruseligen) Moorleichenimitat gestern, und eine Weile hatte man sich auch als Stuntman auf der Bühne versucht und einen Hexenflug präsentiert, der gestern nicht vorkam.

Teilweise war es ein wenig schwer, dem Text zu folgen – gerade die weiblichen Stimmen (Hänsel, Gretel) sind einige Male etwas im Klangteppich des Orchesters verschwunden.

Insgesamt wurde gestern eine einfach nur schöne Darbietung des Stücks präsentiert, das eindeutig auch aktuelle Bühnentechnik genutzt hat (und ebenso eindeutig schon ziemlich alte Kulissen, was aber nicht im Geringsten stört), das insgesamt aber nur vorsichtig bearbeitet zu sein scheint.

Eine Rolle spielt dabei sicherlich auch, dass Hänsel und Gretel auf ein Kinderpublikum zugeschnitten ist, dass mit postexpressionistischen Experimenten schlicht und einfach nichts anzufangen weiß. Gut für uns.


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