Haltungsjournalismus


Frank Rieger äußerte, dass er an Haltung oder Meinung im Nachrichtenbereich nicht mehr interessiert sei, sondern an „What Really Happened[tm]“. Interessanterweise (und darauf weisen ihn einige Antworten hin) hat er in seinem Podcast und Talk selbst schon mal diskutiert, dass „What Really Happened“ nicht so einfach ist.

Das Interesse an minimierter Haltung im Journalismus ist eigentlich ziemlich alt, siehe https://falschzitate.blogspot.com/2017/11/einen-guten-journalisten-erkennt-man.html:

„nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein“

Journalismus, der nichts als Betroffenheit transportiert, war früher mal die Spezialität der Bild, mittlerweile gibt es den eigentlich überall, er nennt es nur „Haltung“.

Es bleibt dann die Frage, was man mit Betroffenheit anstellt: Man kann sie, in ihrer Funktion einer Emotion, nicht verifizieren, falsifizieren, diskutieren, angreifen. All das kann man mit Fakten anstellen. Betroffenheit kann man nur annehmen bzw. nachahmen oder es bleiben lassen.

Am Ende weiß man, dass Autor X aus Redaktion Y Tollkirschen superlecker findet. Super, aber wenn man darauf entgegnet, dass die giftig seien, geht man „am Thema vorbei“, oder man greift sogar – ganz böse – das Weltbild des Tollkirschenliebhabers an. Währenddessen haben die Krankenhäuser die Notaufnahmen voll mit Vergiftungsfällen, aber das muss hinter dem Meinungspluralismus zurückstehen, denn die Meinung des Lebensmittelchemikers ist halt nur eine von vielen.


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